Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule: So gelingt der Start ins Schulleben
Christine Hagemann
Für jedes Kind ist der Übergang in die Grundschule ein wichtiger Meilenstein. Eltern, Kindergarten und Schule bereiten die Kinder auf den neuen Lebensabschnitt vor.
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Vorschulkinder sind stolz darauf, bald Schulkinder zu werden. Der Schuleintritt bringt aber auch Unsicherheiten mit sich. Besonders wichtig für einen gelungenen Übergang vom Kindergarten in die Grundschule ist die enge Kooperation beider Einrichtungen. Lesen Sie im Folgenden, wie Sie eine erfolgreiche Schulvorbereitung im Kindergarten gestalten. Inklusive Basismaterial zum Ausdrucken.
Inhalt
1. Was bedeutet Transition?
1.1 Aus Kindergartenkindern werden Schulkinder
1.2 Die zentrale Rolle der Erzieher
2. Welche Fähigkeiten brauchen Kinder beim Schuleintritt?
2.1 Schulvorbereitung im Kindergarten
2.2 Erwartungen und Ziele
3. Wie gestalte ich die Übergangsphase erfolgreich?
3.1 Tipps für einen gut strukturierten Übergang
3.2 So führen Sie die Kinder an den Schulalltag heran
Was bedeutet Transition?
Seit einigen Jahren rückt die Übergangsgestaltung verstärkt in den Blick der Bildungspolitik und der pädagogischen Forschung. Pädagogen sprechen von Transition, wenn es um Wandlungsprozesse geht, die mit einer massiven Umstrukturierung der Lebenszusammenhänge einhergehen. Genau das geschieht beim Übergang von Kindergarten zu Grundschule.
Aus Kindergartenkindern werden Schulkinder
Die beiden Institutionen Kita und Grundschule sind traditionell deutlich voneinander getrennt. Wie gut die Gestaltung des Übergangs klappt, hängt wesentlich vom Zusammenwirken aller beteiligten Akteure ab. Dazu gehört eine enge Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule ebenso wie die Beteiligung der Eltern.
Der Übergang von Kindergarten zu Grundschule gleicht einer Initiation, die durch Rituale wie dem Kauf eines Tornisters und dem Basteln der Schultüte vorbereitet wird. Das Kind erhält in dieser Zeit einen neuen gesellschaftlichen Status. Dies zeigt sich auch im Umgang mit dem Kind. So legen Eltern gegen Ende der Kindergartenzeit deutlich mehr Wert auf Disziplin und Pünktlichkeit.
Die zentrale Rolle der Erzieher
Die pädagogischen Fachkräfte haben die Aufgabe, den Übergang zur Grundschule zu moderieren. Durch ihre Erfahrung und Professionalität unterstützen sie die Familien. Die Erzieher begleiten den Übergang, ohne selbst die Transition zu durchlaufen. Gerade dieser Aspekt ist zentral für eine erfolgreiche Gestaltung des Übergangs.
Während sich die Kinder und ebenso deren Eltern im Übergangsprozess neu orientieren müssen und auch emotional stark involviert sind, bauen ihnen die pädagogischen Akteure eine Brücke in die neue Institution. In dieser Phase ist die Moderation der Erzieher wichtig, um Kinder und Eltern in ihrer Identitätsentwicklung zu unterstützen.
Welche Fähigkeiten brauchen Kinder beim Schuleintritt?
Für einen erfolgreichen Start ins Schülerleben benötigen Kinder bestimmte Fähigkeiten. Dies sind zum einen kognitive Lernvoraussetzungen, zum anderen – und mindestens ebenso wichtig – soziale und mentale Voraussetzungen.
Die Schulfähigkeit besteht aus einer Summe von Faktoren. Und es gibt unterschiedliche Ansichten, welche davon im Vordergrund stehen sollten. Einigkeit herrscht darüber, dass neben kognitiven auch sozial-emotionale, motivationale und physische Faktoren entscheidend sind, um den Übergang gut zu bewältigen.
Diese Übergangsbewältigungskompetenzen sind für Schulanfänger wichtig:
- Selbstwertgefühl
- positives Selbstkonzept
- Selbstwirksamkeit
- positives Sozialverhalten
- aktives Bewältigungsverhalten
Schulfähigkeit ist als fließender Übergang zu verstehen. Nicht als fest definierte Eingangsnorm, sondern als Ergebnis eines Prozesses, in dem verschiedene Akteure eine Rolle spielen: das Kind, dessen Familie und die pädagogischen Profis in Kita und Grundschule.
Schulvorbereitung im Kindergarten
Die sognannten Vorläuferfähigkeiten wie beispielsweise phonologisches Bewusstsein oder zahlenbezogenes Vorwissen haben nachweislich positive Effekte auf die Schullaufbahn. Daher gehört die Förderung leistungsbezogener Fähigkeiten zur Vorschularbeit im Kindergarten.
Wichtige schulnahe Lernvoraussetzungen sind beispielsweise:
- Wörter in Silben gliedern können
- Reime erkennen
- Laute heraushören
- Seriation, z. B. nach Größe ordnen
- Mengen- und Längenvergleich
- Zählfertigkeiten
Beide Schwerpunkte der Vorschularbeit – Stärkung sozial-emotionaler Fähigkeiten und Förderung schulnaher Fähigkeiten – sind unverzichtbar für eine optimale Schulvorbereitung der Kinder.
Wenn der Austausch zwischen Kita und Grundschule in eine fruchtbare Zusammenarbeit mündet, bringt dies enorme Arbeitserleichterungen – für beide Seiten. Methodisch sieht die gelungene Kooperation von Kindergarten und Grundschule so aus:
Download: Beispiele für Übungen in der Vorschule
Erwartungen und Ziele
Eine Studie, in der rund 700 pädagogische Fachkräfte befragt wurden, ergibt: Erzieherinnen und Erzieher stellen bei der Vorschularbeit die Übergangsbewältigung in den Mittelpunkt. Die folgende Grafik veranschaulicht, was sie bei der Schulvorbereitung besonders fördern. Daneben zeigen die hellen Balken, was ihrer Ansicht nach die Grundschullehrer von ihnen erwarten.
Erzieherinnen vermuten oftmals, dass Lehrer sich von der Vorschularbeit eine stärkere Förderung fachlicher Kompetenzen wünschen. Dem gegenüber zeigt eine Befragung von Grundschullehrern, dass auch sie größten Wert auf soziale Kompetenzen legen. Daneben erwarten sie gut geförderte motorische und sprachliche Fähigkeiten. Dies verdeutlicht die folgende Grafik:
Wie gestalte ich die Übergangsphase erfolgreich?
Die Phase des Übergangs beginnt lange vor dem ersten Schultag. Im letzten Kindergartenjahr vor der Einschulung schauen Sie als Erzieher besonders darauf, ob das Kind den Anforderungen des Schulalltags gewachsen sein wird. Parallel dazu laufen die organisatorischen Vorbereitungen zur Einschulung. Im Folgenden haben wir für Sie praxiserprobte Ideen für einen gelungenen Übergang zusammengestellt.
Tipps für einen gut strukturierten Übergang
- Kita & Grundschule kooperieren
Damit ein fließender Übergang von der Kita in die Grundschule gelingt, ist es wichtig, dass Erzieher und Grundschullehrer eng zusammenarbeiten. Sie sollten vereinbaren, welche konkreten Ziele erreicht werden sollen. Es empfiehlt sich, alle Termine frühzeitig zu koordinieren und gemeinsame Projekte zu erarbeiten, die den Übergang begleiten.
- Portfolios gestalten
Damit das Kind selbst erkennt, welche Lernfortschritte es macht, ist das Erstellen eines Portfolios bestens geeignet. Als Sammlung eigener Arbeiten des Kindes dokumentiert das Portfolio die individuelle Entwicklung, zugleich ist es ein aussagestarkes Medium der Kommunikation mit Eltern und Grundschule. Die Kinder können sich bereits vor der Einschulung mit ihrem Portfolio bei der Grundschule vorstellen.
- Eltern beteiligen
Eltern möchten ihr Kind in der Übergangsphase unterstützen, gleichzeitig müssen sie selbst den Übergang bewältigen. Um Unsicherheiten abzufangen, sollten Sie die Eltern regelmäßig informieren. Dazu gehören persönliche Gespräche ebenso wie Elternabende. Dazu können Sie Experten einladen oder auch Eltern von Schulkindern, die über ihre Erfahrungen mit dem Übergang in die Grundschule sprechen.
So führen Sie die Kinder an den Schulalltag heran
Viele Kitas haben langjährige Erfahrungen mit der Umsetzung von Vorschulprojekten, auch in Kooperation mit Grundschulen. Profitieren Sie von diesen bewährten Modellen der Übergangsgestaltung.
- Grundschul-Schnuppertage gestalten
Für die Vorschulkinder ist ein Besuch in der Grundschule ein besonderes Erlebnis. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, solche Schnuppertage zu gestalten. Beispielsweise können die Kinder gemeinsam mit Ihnen die Erstklässler in der Schule besuchen und sich anschauen, wie so ein Schulunterricht aussieht. Bei der Gelegenheit lernen sie auch ihre zukünftigen Lehrer kennen.
- Gemeinsame Aktionen planen
Weitere Ideen für Projekte zur Schulvorbereitung, die erste Kontakte zum Schulalltag herstellen, sind beispielsweise eine Mathe-Rallye in der Kita oder gemeinsame Spiele auf dem Sportplatz. Auch Patenprogramme, bei denen jedem Kindergartenkind ein Schulkind zur Seite steht, können den Einstieg ins Schulleben sehr erleichtern.
- Schulnahe Kompetenzen fördern
Um den Übergang vom Kindergarten zur Grundschule fachgerecht zu gestalten, gibt es in allen Bundesländern eigene Bildungspläne zur Frühförderung in der Kita. Welche Lernfelder eine Rolle spielen und wie sie gefördert werden, sehen Sie zusammengefasst in unserem Überblick.
Frühforderung im Kindergarten
- Abschied aus der Kita feiern
Gemeinsame Rituale machen bedeutsame Ereignisse spürbar und helfen, Übergänge positiv zu erleben. Ob Sie für die Schulanfänger kleine Geschenke vorbereiten oder zusammen mit den Kindern tolle Schultüten basteln – Höhepunkt ist immer das Abschiedsfest. Dafür bietet sich das fröhliche Sommerfest im Kindergarten an. So nehmen die Kinder die freudige Stimmung mit auf den Weg in ihre künftige Schulzeit.
Zum Weiterlesen:
Miriam Buse, Meike Sauerhering: Im Übergang. Kooperation von KiTa und Grundschule. nifbe-Beiträge zur Professionalisierung Nr. 8. Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung, 2018.
Kirstin Gramowski u. a.: Fit für die Schule. Mein dickes Schulstartbuch. Nürnberg (Tessloff) 2017.
Wolfgang Griebel, Renate Niesel: Übergänge verstehen und begleiten. Transitionen in der Bildungslaufbahn von Kindern. Berlin (Cornelsen) 32015.
Wassilios E. Fthenakis, Pamela Oberhuemer (Hrsg.): Frühpädagogik international. Bildungsqualität im Blickpunkt. Wiesbaden (VS Verlag für Sozialwissenschaften) 2009.
Meike Sauerhering, Claudia Solzbacher (Hrsg.): Übergang KiTa – Grundschule. nifbe-Themenheft Nr. 14. Niedersächsisches Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung, 2013.
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