Handarbeit für Kinderhände: Tolle Ideen für Wolle, Faden und Perlen
Elisa Morel
An vielen Schulen hält Handarbeit (wieder) Einzug, in vielen Kindergärten ist die Wollkunst an der Tagesordnung – und das ist auch gut so. Das kreative Schaffen mit Wolle oder Garn inspiriert, entspannt und ermöglicht die Herstellung verschiedenster nicht nur schöner, sondern oft auch praktischer Gegenstände.
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In diesem Beitrag lernen Sie ein paar Kreativtechniken kennen, an denen Ihre Kinder bestimmt jede Menge Spaß haben und so vielleicht auch ein neues Hobby für sich entdecken.
Inhalt
3. Kreative Ideen für Nadel und Faden
3.1. Strickgabel und Strickliesel
3.2. Häkeln mit einer Häkelnadel
3.3. Filzen
3.4. Stickkarton und Stickrahmen
3.5. Flechten und Knüpfen
3.6. Weben mit dem Webrahmen
Handarbeit und Kinderhände
Handarbeit ist ein weites Feld. Und so gibt es für jedes Alter die passenden Techniken, die Kindern nicht nur Spaß machen, sondern auch schnell zu Erfolgserlebnissen führen. Außerdem können sie durch Textilarbeit eine ganze Menge lernen:
- die Konzentrationsfähigkeit steigt
- Kreativität und Vorstellungsvermögen werden gefördert
- Feinmotorik und Hand-Augen-Koordination verbessern sich
- das Stresslevel sinkt
- beidhändiges Arbeiten fördert das Leistungspotenzial
- Durchhaltevermögen und Geduld werden mit tollen Ergebnissen belohnt
- Kinder, denen Buchstaben oder Zahlen weniger liegen, haben Erfolgserlebnisse
Und natürlich entschleunigt Handarbeit auch: Man ist ganz auf den Moment fokussiert, vergisst im besten Fall alles um sich herum und hat einfach mal Zeit, ganz ohne Ablenkungen und Sorgen kreativ zu sein. So können auch Kinder einfach mal abschalten und ganz analog sein.
Kreative Ideen für Nadel und Faden
Ideen für die Handarbeit mit Kindern gibt es in Hülle und Fülle. Jede Form von Handarbeit soll in erster Linie Spaß machen. Daher ist es wichtig, die Kinder nicht durch zu filigrane Handgriffe zu überfordern und darauf zu achten, dass sie schnell erste Erfolgserlebnisse haben.
Ich habe mich für eine kleine Auswahl entschieden, die die unterschiedlichen Fähigkeiten der Kinder berücksichtigt, sodass für alle etwas dabei ist. Generell gilt: Je dicker der Faden, umso schneller der Fortschritt und umso geringer die feinmotorische Herausforderung.
Strickgabel und Strickliesel
Eine klasse Methode für den Einstieg ins Häkeln oder Stricken, der schon Kindergartenkindern gelingt:
Um die Strickgabel wickeln die Kinder den Faden (je dicker, umso einfacher wird es) und ziehen die einzelnen Schlaufen umeinander, sodass eine Schnur entsteht. Das geschieht mit den Händen, nennt sich daher „Fingerstricken“ und gestaltet sich mit dünner Wolle recht schwierig.
Für normale und dünne Wolle eignet sich die Strickliesel hervorragend, da die Kinder mithilfe einer beiliegenden Nadel oder einer richtigen Häkelnadel die einzelnen Schlaufen übereinanderlegen. Beim Auffädeln des Fadens um die vier Ösen sowie beim abschließenden Abketten brauchen jüngere Kinder eventuell anfangs Ihre Hilfe, doch das haben Sie im Handumdrehen erledigt. Anschließend arbeiten die Kinder Masche für Masche im Kreis und lernen so die Grundtechnik des Häkelns.
Die mit Strickgabel oder -liesel hergestellten runden Kordeln sind schon jetzt schicke Armbänder, aber natürlich sind auch hier der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Sie können Muster, Buchstaben oder Worte daraus legen/aufkleben/mittels Draht fixieren, sie zu runden Topflappen oder Untersetzern zusammennähen oder sie zu dickeren Bändern flechten.
Häkeln mit einer Häkelnadel
Häkelnadeln gibt es in vielen verschiedenen Stärken, sodass auch grobmotorischeren Kindern diese Technik gelingt. Je dicker die Wolle, umso breiter natürlich auch die Nadel.
Der Klassiker sind Topflappen oder kleine Deckchen, entweder im Kreis gehäkelt oder Reihe für Reihe als Quadrat. Ein solches Projekt dauert nicht lange und erfordert auch weniger Planung und Vorstellungsvermögen als beispielsweise ein Teddy – doch auch der gelingt meistens. Das Internet ist voll von Ideen für niedliche Tiere und Figuren (sowohl in 2-D als auch in 3-D), die auch Anfängern gelingen. Fürs Ausstopfen eignet sich z. B. Bastelwatte. Wer weiß, vielleicht wohnt bald in Ihrer Einrichtung ein ganzer Mini-Zoo.
Filzen
Eigentlich ein Thema, mit dem wir locker einen separaten Beitrag füllen könnten. Diese Technik eignet sich auch für jüngere Kinder, da keine feinmotorischen Meisterleistungen erbracht werden müssen. Dafür sind Materialbeschaffung und Umsetzung ein wenig umständlicher.
Filzen funktioniert am besten mit Vlieswolle, die Sie unter dem Begriff „Filzwolle“ im Handel finden. Anders als handelsübliche Wolle, die man für die meisten anderen hier beschriebenen Techniken benutzen kann, besteht Filzwolle nicht aus versponnenen Fäden, sondern aus unverarbeiteter, gereinigter und ggf. eingefärbter Wolle. Vor allem Schafswolle eignet sich super zum Filzen, aber auch die Haare des eigenen Haustiers kann man sammeln und zu Kunstwerken verarbeiten. Dass menschliche Haare sich kunstvoll verfilzen lassen, beweisen manche Frisuren.
Wasser, Seife sowie Luftpolsterfolie oder Bambusmatte sind essenzielle Zutaten fürs Nassfilzen, aber auch Trockenfilzen (Nadelfilzen genannt) auf einer Schaumstoffunterlage ist möglich. Anfänger umfilzen am besten Objekte aus Styropor. Das ist deutlich einfacher als das freie Trockenfilzen. Die Google-Bildersuche zum Stichwort „Filzen Handarbeit“ gibt einen Überblick über diverse Gestaltungsmöglichkeiten: von kleinen Tieren über Handyhüllen und Taschen bis hin zu Kleidungsstücken oder Fußmatten.
Wenn Sie sich fürs (Nass-)Filzen entscheiden, lohnt es sich, ein wenig Zeit einzuplanen – nicht zuletzt, damit sich auch die Anschaffungskosten lohnen. Durch diese Methode entstehen tolle Farbverläufe und somit ein ganz neuer Stoff aus einzelnen Fasern. Auch beim Nadelfilzen kann man verschiedenfarbige Fasern miteinander verbinden.
Stickkarton und Stickrahmen
Je nachdem, wie lange Ihre Kinder sich mit dem Sticken beschäftigen können oder wollen, haben Sie die Auswahl zwischen ganz unterschiedlichen Motiven und Methoden.
Stickkarton bzw. Stickkarten sind super zum Üben und bieten rasche Erfolge, da die Motive meistens einfach und schnell gestickt sind. Im Internet finden Sie viele Vorlagen zum Ausdrucken. Das Papier sollte natürlich dick genug sein, um den Nadelstichen standzuhalten. Kleben Sie alternativ das Motiv auf eine Kartonage. Für Einsteiger sind Stickkartons mit vorgestanzten Löchern leichter handhabbar. Diese gibt es auch unbedruckt, sodass die Kinder einfach das sticken, was ihnen gerade durch den Kopf schwirrt.
Wenn Ihre Kinder mit Stickrahmen arbeiten, muss es ja auch nicht eine ganze Tischdecke sein: Bestickte Servietten oder Taschentücher im Kreuzstich eignen sich super als kleine Geschenke zu bestimmten Anlässen und kommen auch oft mit wenigen Farben aus.
Falls Ihre Kinder Lust auf ein wenig Experimentieren haben, können Sie sich natürlich auch gemeinsam eigene einfache Stickmuster überlegen. Mit auswaschbaren Textilmarkern lassen sich die Muster einfach auf dem Stoff skizzieren und nachsticken. Für wirklich Fortgeschrittene gibt es auch Varianten ohne Vordruck, denen ein Zählmuster beiliegt. Um das Muster (mit oder ohne Marker) auf den Stoff zu übertragen, muss man sich schon ganz schön konzentrieren.
Flechten und Knüpfen
Scoubidou (eine Art modernes Tundeln (historische Flechtart) mit Plastikbändern), Makramee oder das Knüpfen von Freundschaftsarmbändchen: Mit ein wenig Fingerspitzengefühl und Geduld entstehen Schlüsselanhänger, Figuren, Untersetzer oder auch größere Arbeiten wie Wandbehänge.
Makramee-Garn ist dick und ermöglicht daher weniger filigranes Arbeiten, doch allein für die verschiedenen Knotentechniken braucht man ein wenig Übung. Aber auch mit nur einer Art des Knüpfens entstehen tolle Muster, indem man z. B. unterschiedliche Farben oder zusätzlich Perlen benutzt.
YouTube ist auch bei diesen Techniken mal wieder ein toller Lehrmeister, vor allem, wenn man mit dem Thema bis jetzt noch wenig Berührung hatte.
Darüber hinaus gibt es Flechtmotive, sowohl für das Papier- als auch das Fadenflechten: geometrische Flechtformen aus Holz oder Pappe, vorgefertigte Tieren oder Figuren oder Flechtbilder. Diese können Sie entweder fertig kaufen oder mit genug Muße selbst herstellen – vielleicht sogar gemeinsam mit Ihren Kleinen.
Weben mit dem Webrahmen
Bei kaum einer anderen Textilarbeit ist es so einfach, bunte Muster zu kreieren. Die Kinder wickeln die Wolle Farbe für Farbe auf verschiedene Schiffchen und können z. B. die Reihen zählen oder einfach nach Geschmack wechseln.
Eine besondere Herausforderung ist es am Anfang, nicht zu stark an den Fäden zu ziehen, denn wenn man mit zu viel Druck arbeitet, wird der Mini-Teppich in der Mitte deutlich schmaler als an den Enden, wo er in den Webrahmen gespannt ist. Auch für das Lösen des Teppichs aus dem Rahmen benötigen jüngere Kinder am Anfang Hilfe – dafür sind die Fransen automatisch schon da.
Webrahmen gibt es in verschiedenen Ausführungen, z. B. rechteckige aus Holz und selbstgebastelte eckige oder runde aus Pappe oder Ringen. Auch die Webschiffchen lassen sich improvisieren – Stichwort Upcycling. Für das Bespannen und Arbeiten mit runden Webrahmen braucht man ein bisschen mehr Übung und am besten auch eine Nadel, da sich die runde Form nicht für Schiffchen eignet.
Ein Schulwebrahmen aus Holz hat den Vorteil, dass durch den beiliegenden Kamm das Weben deutlich einfacher ist: Die Kinder müssen nicht auf- und abfädeln, sondern schieben die Schiffchen einfach durch die durch das Umlegen des Kamms entstehende Lücke.
Die einzelnen Teppiche sind für sich selbst genommen dekorativ und ein tolles Geschenk, aber auch zu einer Kuscheldecke oder einem Plaid zusammengenäht machen sie echt was her.
Für Fortgeschrittene oder richtige Webtalente ist eventuell Brettchenweben eine spannende Variante, zumal sich alle nötigen Requisiten selbst herstellen lassen. Doch hier braucht man wirklich Feingefühl, Planungsübersicht und Geduld – überzeugen Sie sich gerne selbst durch ein kurzes Video zu diesem Stichwort.
Hilfreiche, alltagserprobte Materialien rund ums textile Handarbeiten finden Sie natürlich auch in unserem Onlineshop.
Lesen Sie mehr:
André Nowak: Filzwolle.cc:
https://www.filzwolle.cc
GEOlino: Basteln mit Stoff:
https://www.geo.de/geolino/basteln/15113-thma-stoff
Højer Møbler: Stricken fürs Gehirn? Fünf Gründe, warum Handarbeit Schule machen sollte, 26.03.2021:
https://hojermobler.dk/de/nyheder-de/stricken-fuers-gehirn-fuenf-gruende-warum-handarbeit-schule-machen-sollte/
Handarbeitsideen für jüngere und ältere Kinder:
https://initiative-handarbeit.de/impulse/
kurzer Artikel über die Vorteile von Handarbeit im Schulunterricht:
http://ita-wegman-schule.de/aus-unserem-unterricht/handarbeit-werken/
Handarbeiten für Kinder:
http://www.kinder-handarbeiten.de
Küchmann, Monique: Wie wichtig ist die Handarbeit für Kinder?, 05.01.2021:
https://ahrtal-stickerei.de/blogs/wissenswertes/wie-wichtig-ist-die-handarbeit-fur-kinder
Merten, Heike: Nassfilzen und Trockenfilzen (samt Videos):
https://www.schaffenszeit.de/nassfilzen-und-trockenfilzen/
Mikosch, Sophie: Handarbeiten – 5 einfache Ideen für Kinder, 25.11.2020:
https://www.muetterimpulse.de/handarbeiten-5-einfache-ideen-fuer-kinder/
Textile Handarbeiten, ein allgemeiner Überblick
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_textiler_Handarbeiten
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