Projektarbeit im Kindergarten: Tipps zu Planung und Durchführung
Christine Hagemann
Zirkus oder Wasserwelt, Farben oder Feuerwehr – Projekte bringen Abwechslung in den Kita-Alltag. Die Kinder werden zu begeisterten Forschern und machen dabei wichtige Erfahrungen fürs Leben.
© New Africa, Adobestock.com
Jede Kita veranstaltet Projekte, sei es als Thementag, Projektwoche oder Langzeitprojekt über mehrere Monate. Themen und Anlässe gibt es jede Menge. Doch wie gelingt die erfolgreiche Umsetzung? Was ist bereits bei der Planung wichtig? Und was in der Praxis, damit aus dem Vorhaben keine Eintagsfliege wird? Lesen Sie im Folgenden, wie Sie tolle Kita-Projekte gestalten. Inklusive Planungshilfen und Checkliste zum Ausdrucken.
Inhalt
1. Warum ist Projektarbeit im Kindergarten so wertvoll?
1.1 Projektlernen ist situatives Lernen
1.2 Projektlernen ist ganzheitliches Lernen
2. Wie setze ich meine Projektidee in die Tat um? Tipps zu Planung und Gestaltung
2.1 Projekte gelingen nur im Team
2.2 So gestalten Sie Projekte im Kindergarten erfolgreich
3. Welches Projekt passt zu welchem Bildungsbereich?
3.1 Bildungsbereiche im Kindergarten
3.2 21 Projektideen zu Lieblingsthemen
Projektlernen ist ganzheitliches Lernen
Die Kita ist der Ort, an dem Kinder nachhaltige Lernerfahrungen machen. Wissenserwerb geschieht jedoch nicht auf Knopfdruck. Die entscheidende Lernmotivation entsteht vielmehr durch vielfältige Sinnesreize und echte Beteiligung im Tun. Das Lernthema muss daher nicht nur einen Bezug zu den Interessen der Kinder haben, sondern auch zu ihrer Lebenswelt im Hier und Jetzt.
Projektarbeit im Kindergarten soll Kindern Einblicke in die Welt außerhalb ihres gewohnten Umfelds vermitteln. Zu den pädagogischen Zielen von Kita-Projekten zählt daher auch die Öffnung des Kindergartens nach außen. Die Kinder kommen mit Menschen außerhalb der Kita in Kontakt und kommunizieren mit ihnen. So erweitern sie ihren Lebensweltbezug und erleben sich als Mitglieder des Gemeinwesens.
Diese Prinzipien kennzeichnen die Projektarbeit im Kindergarten:
- Handlungsorientierung
- Erfahrungslernen
- Selbsttätigkeit
- Lebensnähe
- Mitbestimmung
- ganzheitliche Förderung
- Methodenvielfalt
Das didaktische Grundprinzip zur ganzheitlichen Kompetenzförderung bildet in der Projektarbeit das spiralförmige Lernen: Der kontinuierliche Wechsel von verschiedenen Aktivitäten, Lerngelegenheiten und kreativen Erfahrungen führt dazu, dass die Kinder immer tiefer in die jeweilige Thematik eintauchen.
Bei einem Kita-Projekt wechseln sich verschiedenen Aktivitäten fortwährend ab.
Wie setze ich meine Projektidee in die Tat um? Tipps zu Planung und Gestaltung
In vielen Kitas finden Kurzprojekte für eine Gruppe statt, andere Projekte laufen über mehrere Wochen. Daneben gibt es auch gruppenübergreifende Projekte, die den Kita-Alltag das ganze Jahr lang begleiten. Beispielsweise zum Erforschen des Jahreszyklus von Pflanzen und Tieren oder beim Gärtnern und der Anlage eines Komposthaufens.
Ob Projekttag oder Langzeitprojekt – allen ist gemeinsam, dass die Kinder ein Thema weitgehend selbsttätig bearbeiten und dabei von möglichst vielen Seiten beleuchten. Der Impuls kann von den Erzieherinnen und Erziehern oder auch spontan von den Kindern ausgehen. In jedem Fall sollte die Idee vorab in der Gruppe besprochen werden. Kinder lassen sich schnell begeistern, wenn sie das Thema lebensnah und direkt erforschen können.
Projekte gelingen nur im Team
Eine gute Projektplanung benötigt mehr Zeitaufwand als die reine Beschäftigung in der Kita. Auch ausführliche Absprachen im Team sind für einen reibungslosen Projektverlauf unerlässlich. Doch der Einsatz lohnt sich allemal, denn kaum eine andere Lernform erzielt vergleichbar große Erfolge für die ganzheitliche frühkindliche Entwicklung.
Vor allem längerfristige Projekte erfordern meist viele Außenkontakte, deshalb müssen sie gründlich geplant und vorbereitet werden. Dazu gehört auch, Eltern und andere Personen ausfindig zu machen, die Kontakte vermitteln können oder selbst über entsprechendes Fachwissen verfügen. Die Mithilfe von Eltern entlastet Ihre Arbeit erheblich. In gemeinsamer Erziehungspartnerschaft kann Projektarbeit gut gelingen.
Tipp: Finden Sie Kooperationspartner in Ihrer Nähe. Beispielweise arbeiten manche Forstämter mit Kindergärten zusammen und ermöglichen gruppenweise Exkursionen in die Waldschule. Auch die Feuerwehr, Handwerksbetriebe oder Wetterstationen öffnen gerne ihre Türen für kleine Forscher.
So gestalten Sie Projekte im Kindergarten erfolgreich
Projekte im Kindergarten zielen auf Partizipation der Kinder und setzen kooperative Arbeitsformen voraus. Daher sollten Sie jedes Projekt gemeinsam vorbereiten und durchführen. Die Kinder bringen ihre Ideen ein und sind von Anfang an in die Planung einbezogen.
Die folgenden 8 Aspekte erfolgreicher Projektarbeit unterstützen Ihr Vorhaben schrittweise:
- Wenn das Thema für ein Projekt gefunden ist, beginnen Sie mit einem Brainstorming. Ordnen Sie die Projektideen in einem Schema, z. B. auf einer Wandzeitung. Diskutieren Sie im Team, welche Aspekte weiterverfolgt werden sollen.
- Erarbeiten Sie den Ablauf des Projekts. Diesen können Sie in einer Projektskizze Ein solcher Plan empfiehlt sich besonders dann, wenn Ihnen das Thema neu ist oder Sie erst wenig Erfahrung mit Projektarbeit haben. Bedenken Sie aber immer, dass der Plan flexibel sein muss.
- Spätestens jetzt sollten Sie die Eltern mit ins Boot holen. Bereiten Sie die Kinder frühzeitig auf geplante Außenaktivitäten, Besichtigungen oder Ausflüge vor. Auch Besuche von Fachleuten in der Kita sollten rechtzeitig angekündigt werden, um mögliche Ängste gegenüber unbekannten Erwachsenen abzubauen.
- Wünsche und vertiefende Ideen der Kinder sollten Sie auch bei der Durchführung weitgehend berücksichtigen. Geben Sie den Kindern viele Gelegenheiten zur Mitbestimmung und bleiben Sie im Projektverlauf offen für neue Vorschläge der Kinder.
- Ihre Aufgabe ist es, die Kinder zu beobachten, ihre Interessen aufzunehmen und den Handlungsbedarf umzusetzen. Achten Sie darauf, dass alle Kinder sich beteiligen und mit ihren Stärken einbringen können. Dazu trägt der Wechsel von verschiedenen Methoden bei. Oder auch Kleingruppenarbeit, die den Kindern besonders viel Wahlfreiheit gibt.
- Die Kinder machen die meisten Lernerfahrungen im Verlauf des Projekts. Dies bedeutet aus didaktischer Perspektive: Der Zweck eines Projekts ist nicht in erster Linie das Ergebnis selbst, sondern der Prozess der Entwicklung dorthin. Der Weg ist wichtiger als das Ergebnis.
Wichtig: Im Verlauf des Projekts sollten Sie zwischendurch immer wieder gemeinsame Reflexionen vornehmen, um den jeweiligen Stand mit der Planung abzugleichen. Dies kann auch zu Veränderungen führen. Vielleicht ergeben sich neue Blickwinkel oder ein Teilbereich muss vertieft werden. Wenn das Interesse am Thema abnimmt, sollte das Projekt beendet werden.
- Höhepunkt und Abschluss jedes Projekts ist eine Präsentation. Das Vorstellen der Ergebnisse kann auch mit Öffentlichkeit verbunden sein, beispielsweise durch einen Pressebericht. Die Darstellung des Kita-Projekts nach außen ist nicht nur für die Kinder wichtig, sondern verleiht der pädagogischen Arbeit des Kindergartens gegenüber Eltern und Trägern noch mehr Gewicht.
- Im abschließenden Auswertungsgespräch – möglichst auch mit den Kindern – wird deutlich, welche Ziele erreicht wurden, was besonders gut oder weniger gut funktioniert hat, wie das Klima in der Gruppe war und vieles mehr. Seien Sie offen für konstruktive Kritik, denn dadurch werden Ihre zukünftigen Projekte in der Kita nur besser.
Tipp: Es empfiehlt sich, eine Dokumentation der gesamten Projektphase anzulegen. Das erleichtert nicht nur die Analyse des aktuellen Projekts, sondern hilft auch dabei, eventuelle Fehler beim nächsten Mal zu vermeiden und so Ihre zukünftigen Projekte im Kindergarten zu optimieren.
Unsere Planungshilfen zum Ausdrucken:
Welches Projekt passt zu welchem Bildungsbereich?
Für die Themenauswahl gibt es eine ganze Reihe von Kriterien. Projektideen können spontan entstehen, beispielweise angeregt durch ein Bilderbuch oder durch Fragen der Kinder. Auch das Wetter oder der Jahreskreis regen zu Kita-Projekten an, etwa zum Herbst, Winter oder Frühling. Geht die Projektidee von Ihnen aus, orientieren Sie sich in erster Linie am Bildungsplan der Kita.
Das pädagogische Konzept Ihres Kindergartens spielt neben Faktoren wie Alter und Fertigkeiten der Kinder eine wichtige Rolle. Denn das jeweilige Konzept entscheidet über die Schwerpunkte und Ziele Ihrer Bildungsarbeit. Danach richten sich die Inhalte, die in den einzelnen Bildungsbereichen der Kita im Vordergrund stehen.
Bildungsbereiche im Kindergarten
Eine ganzheitliche Förderung bezieht sich nicht nur auf die körperliche und sprachliche Ebene, sondern setzt auch auf naturwissenschaftliche Bildung, musikalisch-ästhetisches Verständnis sowie soziales Miteinander. In den Bildungsprogrammen der Bundesländer werden die Ziele der Erziehung und Bildung von Kindern aufgestellt. Für die Bereiche, in denen die Kinder gefördert werden sollen, werden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt.
Die 10 Bildungsbereiche im Kindergarten umfassen alle Dimensionen kindlicher Entwicklung:
21 Projektideen zu Lieblingsthemen
Projektarbeit ist eine Lernform, die auf Selbstbestimmung, Kooperation und gesellschaftlicher Relevanz basiert. Neben den klassischen Bildungszielen spielen auch gesellschaftliche Aspekte, der Ausdruck von Gefühlen und das gemeinsame Erleben eine wichtige Rolle für die individuelle Entwicklung der Kinder.
In der folgenden Übersicht haben wir für Sie eine Reihe von erprobten Projektideen zusammengestellt. Die einzelnen Projekte beziehen sich schwerpunktmäßig auf bestimmte Bildungsbereiche. Da die Bereiche vernetzt sind, beinhaltet jedes einzelne Kita-Projekt natürlich viele verschiedene Bildungs- und Entwicklungschancen.
Bildungsbereich | Projektidee |
Bewegung |
|
Sprache und Kommunikation |
|
Körper, Gesundheit, Ernährung |
|
Soziales und kulturelles Leben |
|
Musisch-ästhetische Kreativität |
|
Mathematik |
|
Naturwissenschaften, Technik |
|
Ökologie, Naturschutz |
|
Ethik und Religion |
|
Medien |
|
Empfehlungen:
Top-Kategorien:
Kindergartenbedarf
Kindergarten-Möbel
Kindergarten-Spielzeug
Besonders beliebt:
Kamishibai-Bildkarten
Erzählschiene
Erzieherstuhl
Stark nachgefragt:
Sitzkissen (Kindergarten)
Krippenwagen
Musikinstrumente (Kindergarten)
Lesestoff:
Karola Bicher, Gerlinde Ries-Schemainda: Projektarbeit in Krippe und Kita. Anleitungen, Themenvorschläge, Fotostrecken, Materialien – nach dem Situationsansatz. Augsburg: Auer 2017.
Silke Bicker u. a.: Projektarbeit zu Kita-Kinder-Lieblingsthemen. Wasser, Wetter, Wiese & Co. Berlin: Cornelsen 2019.
Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft BBW (Hrsg.): Es funktioniert!? Kinder in der Welt der Technik. Ein Projekt-Ideen-Buch. München: Don Bosco 2007.
Antje Bostelmann: Bildungsabenteuer Kindergarten: Lernen in den 6 Bildungsbereichen – Erprobte Projekte zum Nachmachen. Mühlheim: Verlag an der Ruhr 2007.
Martin R. Textor: Projektarbeit im Kindergarten. Planung, Durchführung, Nachbereitung. Norderstedt 2013.
Gibts auch ein Gesicht hinter dem BACKWINKEL-Blog? Ja. Vier ?. Drei davon sogar mit Foto.
Wir – Lukas, Tatjana, Stefan und Christine – bespielen unseren Blog unter dem Motto LACHEN LESEN LERNEN.
Lukas kennt sich online so gut aus wie in seiner Westentasche und findet immer spannende Themen, während Stefan unseren Beiträgen den passenden gestalterischen Rahmen gibt und Tatjana mit dem grünen Korrekturstift alles prüfend beäugt, was unsere Autorin Christine (und gern auch Gastautoren) für den BACKWINKEL-Blog nach ordentlicher Recherche schreibt.
Gemeinsam suchen wir ständig nach neuen, aufregenden Themen rund um das Thema Bildung im Kiga, der Schule und zu Hause. Und weil Sie da an der Quelle sitzen, freuen wir uns auf Ihre konstruktiven Rückmeldungen und Anregungen an blog@backwinkel.de
Viel Spaß beim LACHEN LESEN LERNEN!