Achtsamkeit bei Kindern: So fördern Sie kindliche Bedürfnisse
Elisa Morel
Im Alltag bleibt oft wenig Zeit, um innezuhalten und sich auf sich selbst zu besinnen. Das spüren auch schon Kinder, denn auch sie haben Stress, Sorgen oder Zweifel. Achtsamkeitsübungen helfen dabei, zu sich selbst zu finden, die eigenen Bedürfnisse, Gefühle und auch den eigenen Körper besser wahrzunehmen und so zur Ruhe zu kommen.
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In diesem Beitrag erfahren Sie, wie vielfältig Achtsamkeitsübungen sein können und wie Sie sie spielend in den Kita-Alltag integrieren, um Ihre Kinder stark für die täglichen Herausforderungen zu machen.
Inhalt
2. Achtsamkeit für Kinder
2.1 Warum ist Achtsamkeit für Kinder wichtig?
2.2 Wie lernen Kinder Achtsamkeit?
3. Achtsamkeit im Kindergarten
3.1 Achtsamkeit im Kita-Alltag
3.2 7 tolle Achtsamkeitsübungen für Kinder
Achtsamkeit für Kinder
Achtsamkeit hat viele Gesichter und erschöpft sich bei Weitem nicht in Atemübungen und autogenem Training. Für manche Kinder ist Bewegung wichtig, um zu sich zu kommen, andere lieben Traumreisen, Mandalas oder Massagen. Yoga für Kinder ist natürlich auch klasse. Wenn Sie Lust auf eine gemeinsame Runde Yoga haben, lesen Sie gern unseren Beitrag »Katze, Kobra, Krieger – Yoga in der Kita«.
Auch das selbstversunkene Spiel (vgl. Maria Montessori, Polarisation) ist eine Form der Achtsamkeit und Meditation, was auch erklärt, warum sich viele Erwachsene für Handarbeit, Diamond Painting, Gartenarbeit oder Töpfern begeistern können.
Doch vielleicht erreichen nicht alle Kinder eigeninitiativ diesen Zustand der Polarisation – außerdem gibt es noch viele Möglichkeiten mehr, um Achtsamkeit mit Kindern zu praktizieren. Wie immer steht der Spaß im Vordergrund, denn Zwang ist der natürliche Feind der Entspannung. Wenn also nicht alle Kinder alles mitmachen wollen, ist das völlig okay.
Warum ist Achtsamkeit für Kinder wichtig?
Auch Kinder sind häufig gestresst und außerdem oft vielen Reizen ausgesetzt. Während ein Baby noch fasziniert mehrere Minuten ein Mobile beobachten kann, fällt es manchen Kleinkindern schwer, eine Minute lang bewegungslos und still zu verharren oder sich fünf Minuten mit demselben Spiel zu beschäftigen.
Gleichzeitig nehmen mit dem Alter der Kinder auch ihre Belastungen zu: Manche sind vielleicht nicht so gern im Kindergarten oder mit anderen/bestimmten Kindern zusammen, erleben zu Hause Streit oder Hektik, haben Sorgen, weil sie sich nicht gemocht fühlen, sind gestresst wegen eines Umzugs, der Trennung der Eltern etc.
In den vergangenen Jahren gab es außerdem für uns alle belastende Situationen wie die Pandemie oder Kriegsausbrüche, die auch an Kindern nicht spurlos vorbeigehen. Nicht alle Kinder erleben das Glück, liebevolle Eltern und ein harmonisches Familienleben zu haben.
Achtsamkeit hilft, seine eigenen Bedürfnisse (wieder) besser zu erkennen und Stress zu reduzieren. Das ist immer eine gute Idee, denn bekanntermaßen führt Stress zu einer Vielzahl an (psychosomatischen) Beschwerden und Krankheiten wie z. B.:
- Depression und Burnout
- Kopfschmerzen
- Magen-Darm-Erkrankungen
- Ausschläge
- Verspannungen
- Diabetes
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Schlafstörungen
- Essstörungen
- Angststörungen
Wie lernen Kinder Achtsamkeit?
Achtsamkeit ist nicht schwierig, aber für viele Kinder eine neue Erfahrung. Daher brauchen Kinder natürlich erstmal eine Anleitung, um zu wissen, welche Möglichkeiten es gibt, um zu sich zu kommen. Und da kommen Sie ins Spiel – oder ein Achtsamkeitscoach, den Sie zu sich einladen möchten.
„Achtsamkeit ist ein Teil von uns. Die Präsenz mit dem, was da ist. Das kennen wir alle aus Kindheitstagen oder vom Urlaub. Wir können ganz da sein. Wir können alles sein lassen, was uns sonst im Alltag bewegt. Achtsamkeit stärkt diese Fähigkeit.“ – Dr. Reyk Albrecht, Gründer der Kooperationsplattform Achtsame Hochschulen
Außerdem lernen Kinder durch Vorbilder und Nachahmen: Wenn es also in Ihrer Einrichtung hektisch oder laut zugeht und Sie selbst eher selten im Moment sind, weil Sie noch eben was nebenher erledigen, stehen die Chancen nicht so gut, dass Kinder die Ruhe finden, sich auf sich zu besinnen. Das ist dann die Gelegenheit, um gemeinsam einen Weg zur Entschleunigung und zur inneren Gelassenheit zu finden.
Da jedes Kind anders ist, eignet sich auch nicht jede Achtsamkeitsübung für jedes Kind, aber das ist ja gar nicht schlimm. Wenn Sie zusammen mit Ihren Kindern verschiedene Übungen und Techniken ausprobieren, findet jeder seinen Favoriten und hat somit zukünftig ein wichtiges Werkzeug parat, um auch allein Entspannung zu finden.
Ein Gedanke der Achtsamkeit ist übrigens, dass alle Gefühle okay sind, wenn sie da sind, aber auch wieder gehen – sie sind „Gäste“. Daher ist es wichtig, dass Kinder lernen, auch Wut und Trauer zu akzeptieren und nicht an ihnen zu verzweifeln – eine Haltung, die auch für Erwachsene erstrebenswert ist.
Achtsamkeitsübungen stärken somit auch die Resilienz. Lesen Sie dazu auch gern unseren Beitrag »Resilienz fördern: Wie Sie Ihren Kindern dabei helfen, psychische Widerstandskraft zu entwickeln«.
Achtsamkeit im Kindergarten
Ein achtsamer Umgang miteinander und auch mit sich selbst ist generell erstrebenswert für einen gelungenen Kindergarten-Alltag. Dazu gehört, die Gefühle und Wünsche anderer zu erkennen und zu respektieren, aber auch, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen: Wer keinen Hunger hat oder ein bestimmtes Lebensmittel nicht mag, muss nicht essen. Wer ohne Jacke draußen nicht friert, geht eben erst einmal ohne raus, und zieht die Jacke später an, wenn ihm doch kalt wird. Denn wer seine eigenen Bedürfnisse nicht so gut wahrnimmt und keine Chance bekommt, es zu lernen, wird auch die Bedürfnisse anderer nicht erkennen.
Das entspricht ja auch der gelebten Partizipation: Wenn ein Kind traurig ist, nehmen Sie es ernst und fragen, wie Sie ihm helfen können. Wenn jemand keine Lust hat, sich einer Aktivität anzuschließen, ist das völlig okay. So lernen Kinder, dass sie und all ihre Gefühle wichtig und richtig sind und bekommen nach und nach Übung darin, in sich hineinzuhören und das zu machen, was ihnen guttut.
Ist es nicht schade, dass wir das als Erwachsene manchmal wieder neu lernen müssen und vielleicht zunächst keine klare Antwort darauf haben, wie wir uns etwas Gutes tun können? Nicht umsonst boomen seit Jahren Coaching-Angebote zu den Stichworten Selbstfindung, Selbstfürsorge und Selbstliebe.
Achtsamkeit im Kita-Alltag
Alles, was die Aufmerksamkeit, die Entspannung und das Selbstvertrauen fördert, ist auch eine gute Achtsamkeitsübung. Mikado, Fühlsäckchen, das Essen mit verbundenen Augen, Bewegungsspiele, Musizieren oder sich gegenseitig erzählen, was man aneinander mag – bei all diesen Aktivitäten sind die Kinder konzentriert und mit Spaß im Hier und Jetzt, nutzen verschiedene Sinne oder stärken ihr Bewusstsein für sich und andere.
Achtsamkeitsübungen eignen sich daher sowohl als kleines tägliches Ritual als auch für gemeinsame Unternehmungen oder Aktivitäten. Besonders schön ist es, wenn sie auch für ein ansprechendes Ambiente sorgen, z. B. durch Kerzen oder gedämpftes Licht, Räucherstäbchen, ruhige Musik, Naturgeräusche oder bunte Tücher. So fällt es den Kindern leichter, abzuschalten, und sie erkennen schon an der Umgebung, was gleich passieren wird: eine Traumreise, eine Yoga- oder Massageeinheit.
Vielleicht haben Sie Lust, den Morgenkreis mit einer kleinen Atemübung zu beginnen – oder die Kinder sagen reihum, worauf sie sich an diesem Tag besonders freuen. Bei einem gemeinsamen Spaziergang in der Natur können Sie zwischendurch innehalten und die Kinder bitten, ihre Augen zu schließen. Was hören sie, was riechen sie? Wie fühlt sich das Moos, der Stein, der Baumstamm an?
Oder Sie beobachten einfach ein paar Minuten lang die Vögel vor dem Fenster. Vielleicht möchten Sie ein Vogelbad und eine Futterstation einrichten? So haben Ihre Kinder jeden Tag ein Natur-Kino vor der Nase und lernen so auch die heimischen Vogelarten und ihre Gewohnheiten kennen.
Falls Sie mit dem Gedanken spielen, sich eine Ecke zum Snoezelen einzurichten, lesen Sie auch gern unseren Beitrag »Snoezelen-Raum – so schaffen Sie einen tollen Sinnesbereich für Ihre Kinder (und sich selbst)«.
7 tolle Achtsamkeitsübungen für Kinder
Im Internet gibt es viele Achtsamkeits-, Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsübungen für Kindergarten und Grundschule. Am Ende des Beitrags finden Sie daher weitere Links mit tollen Übungen und Arbeitsblättern. Unsere sieben Favoriten haben wir hier für Sie als Download zusammengetragen:
Noch mehr Entspannung gibt es übrigens in unserem Beitrag »Ruhe finden im Kita-Alltag: Entspannungstechniken nicht nur für Kinder«.
Große Meerestrommel
Sinneskrokodil
Robbensofa
Lesestoff:
Achtsamkeit bildet – Ein Interview mit Reyk Albrecht, 29.08.2018:
https://achtsamehochschulen.de/achtsamkeit-bildet-ein-interview-mit-reyk-albrecht/
Erster Österreichischer Dachverband für Legasthenie: 53 Arbeitsblätter zu Aufmerksamkeitsübungen:
https://arbeitsblaetter.org/page1.php?x=0&kat=A
Heidenberger, Burkhard: 8 + 5 zauberhafte Kinder-Achtsamkeitsübungen:
hhttps://www.zeitblueten.com/news/achtsamkeitsuebungen-fuer-kinder/
Jokisch, Sabine: 20 tolle Aufmerksamkeitsspiele für den Unterricht und daheim, 15.12.2023:
https://www.sabinejokischlernstraat.com/20-tolle-aufmerksamkeitsspiele/
Kraft, Nadine: Darum sollten Kinder Achtsamkeit lernen – mit fünf Übungen, 14.12.2023:
https://www.dak.de/dak/gesundheit/koerper-seele/achtsamkeit/darum-sollten-kinder-achtsamkeit-lernen_18670
Kriwan, Lara: 10 tolle Achtsamkeitsübungen für Kinder, 22.03.2022:
https://insights.gostudent.org/achtsamkeitsuebungen-kinder
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