Sicherheit und Sichtbarkeit im Internet: Tipps und Tricks, um Ihre Kinder in der Online-Welt zu schützen
Elisa Morel
Wie sicher ist das Internet, welche Risiken muss man kennen und wie schützt man Kinder am besten vor Gefahren? Dieses Thema ist ein breites Feld, zumal es sich rasch verändert und es somit auch technikaffinen Erwachsenen schwerfallen kann, auf dem aktuellen Stand zu bleiben.
© New Afrika, Adobestock.com
In diesem Beitrag erfahren Sie, wovor Kinder im Internet geschützt werden müssen, weil sie es selbst nicht können, und wie das am besten funktioniert. Außerdem haben wir viele hilfreiche Links für Sie gesammelt und wie immer auch ein paar praktische Ansätze, um bei Ihren SuS mehr Bewusstsein für ihr eigenes Online-Verhalten zu schaffen.
Inhalt
2. Gefahren im Internet (nicht nur) für Kinder
2.1. Die Sicherheit privater Daten
2.2. Jugendschutz und Altersfreigaben
2.3. Cybermobbing und Cybergrooming
2.4. Malware und Passwörter
2.5. Echtgeld und Suchtpotenzial
2.6. Ist der Ruf erst ruiniert …
3. Tipps für kindersichere Handy- und Internetnutzung
3.1. Kindersichere Handys
3.2. Whitelists
3.3. Pseudo-online: Spiele und Lernsoftware ohne Internetzugriff
3.4. Information und bewusster Umgang
3.4.1. Das Online-Verhalten Ihrer Schülerinnen und Schüler
3.4.2. Was teile ich mit der ganzen Welt?
3.4.3. Quiz zum Thema Medienkompetenz und Onlinesicherheit
Gefahren im Internet (nicht nur) für Kinder
Das Internet – unendliche Weiten. Nützlich, faszinierend, aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Aber ganz ehrlich: Wenn wir alle Gefahren kennen würden, die online an jeder Ecke lauern (können) oder auch nur genau wüssten, wo unsere Daten sich überall herumtreiben, stünden uns wohl die Haare zu Berge. Aufhören würden wir wahrscheinlich trotzdem nicht: Kann ja nicht so schlimm sein, wenn es jeder macht. Und außerdem ist ja jetzt sowieso schon das Kind in den Brunnen gefallen. Einen kleinen Überblick über mögliche Untiefen erhalten Sie im Folgenden.
Die Sicherheit privater Daten
Ein großes Thema, gerade angesichts der riesigen Vielfalt an sozialen Netzwerken und Apps. Prinzipiell ist jede Information, die im worldwide web landet, nicht mehr privat – und taucht vielleicht Jahre später an Orten auf, wo man sie nicht vermuten würde.
Trotz DSGVO ertappen auch Erwachsene immer wieder (ehemalige) Arbeitgeber, Behörden oder große Internetplattformen, die Daten speichern oder noch immer gespeichert haben, die sie entweder nicht besitzen oder bereits gelöscht haben sollten. Selbstverständlich gibt es im Internet darüber hinaus noch schwärzere Schafe oder Privatpersonen mit bösen Absichten und minimalem IT-Verständnis. Auch eine Laptop- oder PC-Kamera ist schnell gehackt.
Etwas aus dem Internet zu löschen, ist unmöglich. Solvente Menschen können für viel Geld Profis anheuern, die unliebsame Suchergebnisse auf Seite 8 der Google-Suche verschieben, doch wer geduldig sucht und/oder eine andere Suchmaschine benutzt, wird auch ohne technisches Geschick fündig. Leider weiß man auch nie, ob nicht genau in diesem Moment der Beitrag von jemandem massiv geteilt oder verbreitet wird.
Kinder sind zudem sorgloser, was das digitale Teilen angeht. Ein gefundenes Bild, Lied oder Video, das gefällt, ist mit einem Klick weitergeleitet und verletzt vielleicht bereits das Urheberrecht.
Man ist in Versuchung, an diesem Punkt bereits zu sagen: Hände weg vom Internet, zurück zu Briefen und Steinchen-ans-Fenster-Werfen. Aber natürlich ist das nicht umsetzbar und oft auch nicht wünschenswert. Recherche, (Weiter-)Bildung, Homeoffice, Bestellungen oder auch einige Freizeitaktivitäten wären ohne Internet viel schwieriger bis unmöglich.
Eine kleine Anekdote zum Datendiebstahl
Es gibt sogenannte Love Scammer, die z. B. Facebook-Fotos oder YouTube-Videos oder Screenshots von Profilen anderer Leute benutzen, um Menschen auf Plattformen wie Tinder eine andere Identität vorzuspielen – ohne dass die bestohlenen auf der einen und belogenen Opfer auf der anderen Seite eine Ahnung davon haben. Eine empfehlenswerte Dokumentation zu dem Thema spricht mit jungen Love Scammern in Ghana und begleitet einen von ihnen durch seinen Tag.
Natürlich wird keiner ihrer Schüler Tausende von Euros an die Liebe seines Lebens in Ghana überweisen. Aber kein Bild im Internet ist sicher vor Diebstahl und das Stehlen von (allen möglichen) Daten ist wortwörtlich ein Kinderspiel.
Jugendschutz und Altersfreigaben
WhatsApp ist ab 16 freigegeben. Kinder zwischen 13 und 16 Jahren benötigen für die Nutzung die Zustimmung der Eltern. (Starten Sie gern eine kleine Umfrage in Ihrer Klasse.) Facebook (Meta), und dazu gehört WhatsApp, ist ab 13 erlaubt, da US-Recht gilt.
Selbst als für Kinder geeignete bezeichnete Messenger wie Threema oder Signal können nicht garantieren, dass Hassnachrichten oder diskreditierende Fotos verschickt werden. Da hilft es auch nicht, wenn Daten nicht oder nur kurz gespeichert werden.
Wirklich sichere Apps für Kinder basieren hauptsächlich auf der Kontrolle der Erziehungsberechtigten, sind nahezu unbekannt bzw. schwer zu finden oder entpuppen sich als elektronisches Gerät im Smartphone-Look. Einen ausführlichen Artikel zum Thema finden Sie am Ende des Beitrags.
Für die seit 2017 erforderliche Registrierung einer SIM-Karte (auch Prepaid) muss man volljährig sein – also registrieren viele Eltern Karten für ihre Kinder, und hinter der 34-jährigen Manuela K. steckt der 9-jährige User Tim. (Altersprüfung? Check!)
Überhaupt ist die Altersprüfung im Internet oft skurril. Selbst auf eindeutigen Seiten für Erwachsene reicht häufig ein Klick auf „Ja“ als Antwort auf die Frage, ob man über 18 sei. Genauso einfach ist ein Klick auf „Ok“, um den Hinweis zur Kenntnis zu nehmen, dass die Seite nur für Erwachsene ist. Manche Seiten von Spirituosenhändlern fordern den Besucher auf, sein Geburtsdatum einzugeben. Tja, dann machen sich Minderjährige eben mal schnell älter und sind einfach 47 Jahre alt und Stier statt Löwe. (Fairerweise muss man zugeben, dass viele Betreiber von Seiten mit Inhalten für Erwachsene pleite wären, würden sie einen Screenshot des Ausweises fordern – vom Datenschutz ganz zu schweigen.)
Wer will, der kann also. Somit ist aus Jugendschutzgründen von unbeschränktem Internetzugang bis zum Erreichen der Volljährigkeit abzuraten – theoretisch. Praktisch gilt das aber auf jeden Fall für Grundschüler.
Cybermobbing und Cybergrooming
Beleidigungen, Dickpics, sexuelle Inhalte oder der vermeintlich Erwachsene, der mal ein Foto sehen will: Sowohl Cybermobbing als auch Cybergrooming sind seit Jahren immer wieder Thema in der Presse. Und leider kursieren auch auf Handys von Kindern immer wieder pornografische Bilder oder Videos.
Vor Cybermobbing schützt leider noch nicht einmal die Lerngruppe bei WhatsApp oder anderen Messengern. Wer unbeliebt ist, wird auch dort leicht zum Opfer – oder in einem beliebigen sozialen Netzwerk. Dass Mobbing verheerende Auswirkungen auf die Psyche hat, ist bekannt. Und wenn die Hetze noch nicht mal auf dem Schulhof bleibt, sondern die Kinder bis nach Hause verfolgt oder den Weg ins Internet findet, hilft nicht mal ein Schulwechsel.
Das Verhalten Erwachsener, die sich selbst oft als Kinder oder Jugendliche ausgeben und sich diesen erst als vermeintlicher Freund oder Bewunderer, dann sexuell annähern, wird als Cybergrooming bezeichnet. Der Chatverlauf beginnt häufig harmlos (Was machst du gerade? Ist ja tolles Wetter heute!), wird aber über die Tage oder Wochen zunehmend schlüpfrig (Oh, du warst schwimmen! Was hattest du denn an? Schick mir mal ein Foto, meine Süße, ich kanns kaum erwarten, dich zu sehen!). Bedenken des Kindes werden durch Komplimente, Hartnäckigkeit oder auch Drohungen zerschlagen.
Ein sowohl extremes als auch bekanntes Beispiel für sexuelle Belästigung bis hin zu Kindesmissbrauch via Internet in zahlreichen Facetten ist die US-amerikanische Online-Spieleplattform Roblox. Bei Kindern unter 13 ist Roblox äußerst beliebt – laut Wikipedia verfügen ca. 75 % der Kinder in den USA zwischen neun und zwölf Jahren über einen Roblox-Account. Die Plattform bietet die Möglichkeit, eigene Spiele zu designen, und der Account ist gratis.
Die Vorwürfe beinhalten u. a. Ausbeutung von Kindern als Designer, Cybergrooming und Schlimmeres durch einen Entwickler, sexuelle und gewalttätige Spielinhalte wie auch das Vergewaltigen der Avatare von Kindern durch Avatare anderer Spieler. Wer sich in das Thema einlesen möchte, braucht viel Zeit und starke Nerven, doch Aufklärung lohnt sich: Auch die Chatverläufe wurden veröffentlicht und geben einen lebhaften Einblick ins Cybergrooming. Leider ist in der deutschen Presse (von Gaming-Seiten abgesehen) wenig zu finden, da Roblox eine englischsprachige Plattform ist und somit englischsprechende Kinder anzieht.
Malware und Passwörter
Heutzutage gibt es für Smartphones viele kostenlose Apps, die Bedrohungen von den Geräten zuverlässig fernhalten. Natürlich brauchen diese hin und wieder ein Update und müssen das Gerät auch regelmäßig scannen. Im besten Fall übernimmt eine erwachsene Person die Wartung.
Auch ein guter Virenschutz am PC ist in der Regel zuverlässig und warnt vor dubiosen Seiten, wenn eine Bedrohung nicht auszuschließen ist. Doch ganz ehrlich – das alles wird Kindern herzlich egal sein. Im schlimmsten Fall funktioniert irgendwas eben kurzzeitig nicht mehr.
Dramatischer ist es, wenn das Handy verschwindet oder auch nur seine Inhalte an andere Personen geraten. Davor schützt ein Passwort. Was folgende Fragen aufwirft:
- Müssen oder dürfen Eltern das Passwort kennen, wenn man es ja noch nicht mal an den besten Freund weitergeben soll? (Und wenn ich dem nicht vertrauen soll, ist er dann mein Freund? Wem darf ich dann überhaupt vertrauen? Und darf ich meine beste Freundin wirklich nicht mit meinem ungesperrten Handy allein im Raum lassen, wenn ich kurz auf die Toilette gehe, vor allem, wenn auf ihm keine bedenklichen Inhalte zu finden sind?)
- Ist ein vierstelliger Zahlencode wirklich sicher, auch wenn ich nicht „1234“ oder mein Geburtsdatum wähle? Und wie stelle ich sicher, ihn nicht zu vergessen, wenn ich ihn natürlich nicht aufschreiben sollte?
- Ist es realistisch, Kindern zu raten und zu erwarten, dass sie auch die Bildschirmsperre nur mittels Zahlencode lösen? Denn wer hat wirklich Lust, alle paar Minuten ein Passwort einzutippen, nur um eine Nachricht zu lesen?
Am sinnvollsten scheint es, Kindern zu erklären, warum es ratsam ist, das Handy nicht auf Schritt und Tritt bei sich zu haben und es immer am Körper zu tragen. Denn wenn es bei einem Ausflug oder Kindergeburtstag zu Hause bleibt, kann es weder verloren gehen noch in falsche Hände geraten. Und mit klaren Absprachen („Ich hole dich um 19 Uhr bei XY ab.“) ist auch keine dauerhafte Erreichbarkeit erforderlich.
Wenn die Kinder bei Treffen mit Freunden nicht auf ihr Handy verzichten wollen, weil sie sich z. B. gemeinsam TikTok-Clips anschauen wollen, können sie das vielleicht besser bei sich oder ihren Freunden zu Hause tun als an einem belebten Ort. (Je nachdem, wo man wohnt, sind auch Grundschüler auf dem morgendlichen Schulweg nicht davor gefeit, überfallen und beraubt zu werden. Spätestens dann sollte das Handy lieber zu Hause bleiben oder zumindest komplett ausgeschaltet sein.)
Echtgeld und Suchtpotenzial
Was die nervigen Klingeltöne der Neunziger waren, sind jetzt (Handy-)Games oder Apps: schnell gekauft, schnell viel Geld losgeworden, nix gemerkt. Dass Kinder keinen Zugang zu zahlungspflichtigen Anwendungen haben sollten, versteht sich von selbst. Doch vielleicht achten nicht alle Eltern darauf, weil es ihnen egal ist oder sie zu wenig Medienkompetenz besitzen. Und vielleicht haben wir alle auch unterschiedliche Definitionen von Sicherheit, wie dieser Auszug der Webseite mobilsicher.de nahelegt:
„Tipp: Wenn Sie Nutzungsbeschränkungen für Ihr Kind einrichten und dafür die App Family-Link von Google verwenden wollen, müssen Sie ein sogenanntes Kinder-Konto für Ihr Kind einrichten. Dieses wird automatisch mit Ihrem eigenen Google-Konto verknüpft. Dabei ist das Alter entscheidend, das Sie in dem Google-Konto für Ihr Kind angeben. Liegt es über 13 Jahren, kann Ihr Kind sich selbstständig von den Einschränkungen durch Family-Link abmelden.“
Wie dem auch sei: Es gibt auch genug kostenlose Apps und Spiele, die eine Menge Zeit verschlingen. Plattformen wie Epic Games oder Steam bieten regelmäßig Gratis-Spiele an, es gibt zahlreiche Seiten, auf denen man Tausende kostenloser Mini-Spiele findet, und das meiste davon natürlich auch in App-Form. Viele Spiele sind veritable Zeitfresser, weil sie auf Echtzeit basieren: Es dauert Minuten bis Stunden, bis die Ernte reif oder die Schmiede ausgebaut ist. (Oder es macht eben einfach so viel Spaß, dass man die Zeit vergisst. Oder es wird zum Zwang, immer besser zu werden.) Man kommuniziert oft recht anonym mit anderen Spielern – und einen Altersnachweis gibt es nicht immer. Wenn doch, gibt es vielleicht ein älteres Geschwister oder ein cooles Elternteil, das gern hilft.
Da mag das Spiel gern gratis sein – die Möglichkeit, Echtgeld zu investieren, bieten einige davon. Selbst wenn nicht (oder die jungen Gamer der Versuchung widerstehen), werfen sie vielleicht bald alle fünf Minuten einen Blick ins Spiel, um Fortschritt zu machen. Feste „Computerzeiten“ greifen bei Smartphone-Usern eher wenig – es sei denn, die Eltern kassieren das Handy regelmäßig ein oder stellen Regeln auf, was ja auch für beide Seiten kein Spaß ist („Aber die anderen dürfen auch!“).
Ist der Ruf erst ruiniert …
Arbeitgeber googeln Bewerber. Und die sind dann teilweise völlig erstaunt. Zugegeben, keine ihrer Schutzbefohlenen wird Sauf- oder Sex-Videos unter seinem Klarnamen posten, doch leider herrscht bei diesem Thema auch bei älteren Schülern (und Erwachsenen) eine verblüffende Sorglosigkeit. Und nein, es hilft auch nicht, peinliche Statements in einer anderen Sprache als Deutsch zu posten, denn jede Sprache hat viele Sprecher und per copy & paste übersetzt DeepL nicht nur Weltsprachen in Sekundenschnelle.
Ja, Kinder sollten nur mit Menschen via Internet kommunizieren, die sie auch persönlich kennen. Leider lässt sich das nicht garantieren, auch wenn es Einstellungen zum Schutz der Privatsphäre gibt. Ja, man sollte im Internet nur Dinge von sich preisgeben, die man auch im echten Leben erzählen würde. (Reicht das eigentlich als Regel, wenn ich z. B. ein Bild von mir im Freibad poste, wo mich ja auch Hinz und Kunz sehen kann, oder dass ich jemanden nicht leiden kann?) Leider lassen sich außerdem Aussagen aus dem Kontext reißen, Bilder bearbeiten und Videos schneiden.
Sicherheit im Internet bleibt gerade für Kinder ein schwieriges Thema. Glücklicherweise wimmelt es online nicht von talentierten Hackern, die Ihren Kindern schaden wollen. Und ein paar Vorkehrungen kann man ja treffen.
Tipps für kindersichere Handy- und Internetnutzung
Für die meisten Kinder stehen bei der Nutzung von Smartphone und PC zwei Dinge im Vordergrund: Spaß und Zeitvertreib, vor allem durch Spiele, aber auch YouTube oder Instagram und Kommunikation mit Freunden, beispielsweise via WhatsApp. Erst mit zunehmendem Alter macht auch das Surfen mehr Spaß oder eine Online-Recherche zu bestimmten Themen ergibt endlich Sinn.
Für Messenger und Social Media ist eine Internetverbindung zwingend erforderlich. YouTube-Videos lassen sich allerdings über den JDownloader (kostenlos) im Handumdrehen herunterladen – so können Erwachsene gewährleisten, dass Kinder nicht auf ihre Stars oder Songs verzichten müssen, aber trotzdem vor dem groben Unfug, der zuweilen gestreamt und gepostet wird, geschützt sind.
Allgemein gilt: Je medienkompetenter und verantwortungsvoller die Erwachsenen, umso sicherer die Kinder. Genau dort liegt oft das größte Problem: Viele Kinder sind geübter mit Smartphone, Social Media und Messengern als so manch Erwachsener. Die Vielzahl der Gründe lassen wir an dieser Stelle unbetrachtet und Sie müssen sich auch nicht Hals über Kopf in die nächste Fortbildung stürzen oder sich selbst in alle Kategorien reinfuchsen. Aber vielleicht sprechen Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen mal auf dieses Thema an:
- Gibt es kompetente KuK, die unsichereren Lehrkräften gern etwas beibringen oder in einem Workshop deren SuS übernehmen?
- Wie ist es um das Thema Internetsicherheit und Handynutzung bei den Eltern bestellt? Sind sie unwissend, überfordert, gleichgültig oder im Bilde? Sind sie selbst interessiert an einem Workshop oder findet sich sogar ein Familienmitglied, das einen (für SuS, KuK oder Eltern) veranstalten könnte?
- Gibt es gerade Praktikanten oder Referendare an Ihrer Schule, die am Thema interessiert sind und sich bereit erklären, Info-Material etc. zu sammeln oder ihr eigenes Wissen beizusteuern?
- Welches Handy- oder Internetverhalten haben Ihre SuS? Lassen Sie sie kritikfrei eine Woche Tagebuch führen: Wie viel Zeit (und wann) verbringen sie mit welchen Aktivitäten? Ausgehend von diesen Ergebnissen können Sie im Kollegium überlegen, wo Sie am besten ansetzen können – vielleicht sogar mit einer Projektwoche.
Mit ein wenig Glück werden Sie feststellen, dass entweder Sie selbst mit Ihrer Unsicherheit oder Unwissenheit nicht alleine sind – oder dass es bereits genug Experten im näheren Umfeld gibt, die gerne und lebensnäher als so manche Broschüre weiterhelfen.
Kindersichere Handys
Im Internet finden sich Angebote für Handys für Kinder. Sie sehen aus wie Standard-Smartphones, sind aber mit speziellen Apps und Messengern ausgestattet. Oft verfügen sie auch über einen kindersicheren Internetbrowser. Das mag eine gute Alternative sein. Wie begeistert die Kinder davon sind, wenn ihre Freunde „richtige“ Handys besitzen, steht auf einem anderen Blatt.
Auch normale Smartphones bieten die Möglichkeit, spezielle Kindersicherungen einzurichten, z. B. über das Deaktivieren von App-Käufen oder den Zugriff auf sichere Seiten. Inwiefern der Umgang mit einem derart gerüsteten Gerät empfehlenswert und unbedenklich für Erstklässler ist, sei dahingestellt.
Whitelists
Es gibt viele sichere Kinderbrowser, die nur Zugriff auf nachweislich unbedenkliche Internetseiten erlauben. Gerade für Kinder im Grundschulalter eignet sich diese Alternative besser als ein Vertrag zur Smartphone-Nutzung zwischen Eltern und Kindern, wie er auch im Internet zu finden ist, denn erst mit zunehmendem Alter können Jugendliche selbst einschätzen, ob beispielsweise eine Streaming-Seite illegal ist. Am Ende des Beitrags finden Sie Links zu Listen mit diversen kindersicheren Browsern.
Pseudo-online: Spiele und Lernsoftware ohne Internetzugriff
Eine einfache Alternative, wenn man auf Nummer sicher gehen möchte, sind digitale Lernspiele und -programme oder auch heruntergeladene Computerspiele, die die Kinder offline am Computer oder an speziellen elektronischen Geräten spielen. Solche digitalen Lernspiele wie z. B. Osmo finden Sie natürlich bei uns im klimaneutralen Onlineshop.
Die Auswahl ist riesig, und praktischerweise gibt es zu vielen Anwendungen Testberichte auf YouTube, mittels derer Sie sich einen guten Überblick über die Inhalte und technischen Voraussetzungen verschaffen können. So müssen Kinder nicht auf digitalen Spaß verzichten und sind ohne Internetverbindung super geschützt.
Information und bewusster Umgang
Den meisten Kindern sind die Gefahren des Internets natürlich nicht bewusst. Und selbst, wenn sie bereits die eine oder andere Geschichte gehört haben, bleibt das Thema entweder abstrakt oder es greift der Gedanke: „So was passiert mir aber nicht!“
Grundschüler sollen keine Panik davor bekommen, jemals ins Internet zu gehen, wenn sie nicht sowieso schon lange drin sind. Den effektivsten Schutz vor den Gefahren des Internets können ohnehin nur Erziehungsberechtigte bieten, nicht Sie als Lehrkraft. Aber es ist hilfreich, wenn die Kinder ihr eigenes Verhalten reflektieren und lieber einmal zu oft darüber nachdenken, wie sie das Internet nutzen und was sie von sich preisgeben.
Das Online-Verhalten Ihrer Schülerinnen und Schüler
Reden Sie zum Einstieg mit Ihren Kindern und finden Sie heraus, wie sie das Internet, bestimmte Plattformen oder Social Media nutzen – und warum (es kann ja auch Einsamkeit oder Langeweile mangels Alternativen dahinterstecken). Dazu bietet sich ein anonymer Briefkasten an, wenn Sie wirklich die Wahrheit erfahren wollen. Wer gibt schon gern zu, dass er nachts am Handy spielt, schon mal ein peinliches TikTok-Video hochgeladen hat oder elterliche Verbote ignoriert?
Anschließend können Sie gemeinsam einige Fragen diskutieren, z. B. diese hier:
- Welchen Stellenwert und welchen Zeitfaktor nimmt das Handy im Vergleich zu anderen Aktivitäten ein? Wie fühlen sich die Kinder damit – und wie haben Kinder vor 20 Jahren im Vergleich dazu ihre Freizeit gestaltet?
- Gibt es seitens der Eltern Maßnahmen, Vorgaben, Verbote oder feste Zeiten für Handy- und PC-Nutzung? Wie finden die Kinder diese Regelungen? Halten sie sich daran? Welcher Sinn mag hinter manchen Regeln und Verboten stecken?
- Was ist das Tolle an WhatsApp, YouTube, TikTok, Snapchat, Instagram? Sind sie nur praktisch und unterhaltsam oder vielleicht auch stressig, nervig, peinlich? Und wie fühlen sich eventuelle Vorbilder der Kinder damit, immer im digitalen Rampenlicht zu stehen?
- Welche Spiele sind bei Ihren SuS besonders beliebt und aus welchen Gründen? Spielen sie allein oder mit Freunden, mal zwischendurch oder stundenlang? Sind schon einmal wichtige Aktivitäten wie Hausaufgaben, Lernen oder Schlafen auf der Strecke geblieben, weil die Kinder sich nicht von PC oder Handy trennen konnten? (An diesem Punkt wird es dann nämlich bedenklich.)
- Welche Sorglosigkeiten begehen Ihre SuS vielleicht, indem sie Bilder von sich posten oder die Privatsphäreeinstellungen nicht kennen/beachten? Und was kann im schlimmsten Fall daraus resultieren?
- Wofür „brauchen“ Ihre SuS das Handy überhaupt wirklich? Welche Aktivitäten ließen sich durch Alternativen ersetzen, z. B. durch ein Treffen, Telefonat oder so etwas Altmodisches wie eine CD oder ein Brettspiel? Was würde den Kindern fehlen, wenn sie für eine Woche auf Handy und PC verzichten müssten – und warum? (Auch hier gilt: Wer sich partout nicht mehr vorstellen kann, ohne Smartphone zu leben, hat den gesunden Konsum hinter sich gelassen.) Vielleicht möchten Sie im Zuge dessen die Projektidee: Wie lebt man ohne Strom mit Ihren SuS einmal durchdenken.
- Haben einige Kinder eventuell schon negative Erfahrungen im Internet gemacht oder kennen Stars/Influencer, die Hassnachrichten bekommen oder einen Shitstorm erlebt haben?
Spätestens mit dieser Frage haben Sie eine gute Überleitung zum Thema Cybermobbing. Einige (Internet-)Persönlichkeiten haben ihre Erfahrungen damit publik gemacht, z. B. Lena Meyer-Landrut oder Cathy Hummels. Sprechen Sie mit Ihren SuS darüber, warum Menschen verletzende Kommentare schreiben, wie sich Betroffene dabei fühlen und wie man sich davor schützen bzw. dagegen wehren kann. Auch die Frage, worin die Unterschiede zwischen Mobbing und Cybermobbing bestehen, bietet sich zu einem Gedankenaustausch an.
Auf YouTube gibt es zudem Reportagen zum Thema Cybermobbing. Mit diesem Thema können sich Ihre SuS wahrscheinlich am ehesten identifizieren. Es ist selbstverständlich Ihnen überlassen, ob Sie mit Ihren Kindern Ausschnitte aus solchen Dokumentation schauen oder lieber selbst kleine Geschichten erfinden. Auch kindgerechte Cartoons zu dem Thema finden Sie im Internet.
Was teile ich mit der ganzen Welt?
Ein anderer Ansatz ist, Ihren Kindern verschiedene Aussagen zu präsentieren und sie sie danach beurteilen zu lassen, ob sie sich als Posting eignen. Dafür können Sie sich entweder an realen Posts von Influencern o. Ä. bedienen oder Ihre Fantasie nutzen. Schüler, die zumindest passiv auf Instagram und Co. unterwegs sind, haben vielleicht auch Lust, Beispiele von harmlosen und weniger harmlosen Mitteilungen und den dazugehörigen Kommentaren zu sammeln.
So werden Ihre Kinder mehr Bewusstsein dafür entwickeln, inwiefern manche vermeintlich harmlosen Aussagen missinterpretiert, aus dem Kontext gerissen oder einfach zur Zielscheibe für den Hass anonymer Trolle werden können. Außerdem können Sie die Frage diskutieren, inwieweit es für Stars anstrengend und belastend ist, ihr (vermeintliches) Privatleben mit der Community zu teilen. Ein gutes Beispiel sind die Videos „Ende“ und „Warum ich YouTube verlassen musste“ von Joey’s Jungle, einem YouTuber, der vor allem durch seine überdrehten Spaß-Videos Millionen von Followern gewonnen hat. In diesen beiden Beiträgen spricht er über die psychischen und physischen Folgen seiner achtjährigen YouTube- und Social-Media-Aktivität und seinen daraus resultierenden Entschluss, keine Videos mehr zu machen. Gerade das halbstündige zweite Video bietet einen beeindruckenden Einblick in Joeys Gefühlswelt und auch seine Beweggründe, überhaupt YouTuber zu werden. Vielleicht möchten Sie dieses Video nutzen, um mit Ihren Kindern einzelne Ausschnitte anzuschauen und darüber zu sprechen.
Gleichzeitig haben viele Ihrer SuS vielleicht schon einmal Streit mit dem besten Freund oder der besten Freundin gehabt. Dabei sind möglicherweise Dinge passiert, die sie hinterher lieber ungeschehen machen würden. Äußert sich diese Wut online, lässt sich nichts mehr so einfach zurücknehmen. Darüber können Sie gemeinsam sprechen. (Auch Menschen, die Opfer von sogenannten Rachepornos geworden sind, hätten sich zuvor nicht im Traum vorstellen können, dass der geliebte Partner solch intime Videos im Internet veröffentlicht.) Streit austragen sollte man daher zur Sicherheit analog statt digital – es geht ja auch niemanden außer die Betroffenen etwas an, und schon gar nicht die ganze Online-Welt.
Wie so oft gilt auch im Internet: Das Bauchgefühl hat immer recht. Wenn sich etwas nicht gut anfühlt, sollten Ihre Kinder sich von niemandem vom Gegenteil überzeugen lassen – weder aus Mitleid noch aus Angst noch aus Höflichkeit, als Mutprobe etc.
Ratespiele zum Thema Medienkompetenz und Onlinesicherheit
Im Internet finden Sie außerdem Ratespiele, die sich an Kinder und Jugendliche richten und ihre Medienkompetenz testen. Auch hier mag an manchen Stellen Diskussionsbedarf bestehen z. B., wenn es um Vertrauen gegenüber den engsten Freunden geht. Aber auf jeden Fall schaden das Nachdenken und Diskutieren über diese Themen nicht.
Natürlich und wie fast immer kann Ihre Klasse auch selbst kreativ werden und eigene Ratespiele erstellen. Auch zum Abschluss der Unterrichtsreihe ist ein Quiz eine gute Möglichkeit, um Gelerntes noch einmal spielerisch zu überprüfen. Vielleicht wollen sich auch andere Klassen das Quiz einmal ausleihen.
Fazit
Die Gefahren sind im Internet für Unbedarfte ebenso vielfältig wie Checklisten, Tipps, Guidelines und Broschüren über die Online-Sicherheit. Bringen Sie also entweder ausreichend Vorbereitungszeit mit, bevor Sie das Thema mit Ihren SuS angehen, oder tun Sie sich mit Experten zusammen – sei es aus dem Kreis der Eltern oder Kollegen oder in Form von Medienpädagogen, die Sie in Ihrer Klasse besuchen oder Ihnen einfach selbst praktische Ansätze an die Hand geben.
Tipp: Auch die anschauliche Auseinandersetzung mit Themen rund um das Programmieren und Coden trägt zu mehr Verständnis der Technik und der Sicherheit beim Nutzen derselben bei. Entsprechende Produkte finden Sie natürlich in unserem klimaneutralen Onlineshop.
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Lesen Sie mehr:
Baden, Rebecca: Was es mit mir gemacht hat, als meine Nacktfotos geleakt wurden, 17.01.2018:
https://www.vice.com/de/article/xw4kdd/was-es-mit-mir-gemacht-hat-als-meine-nacktfotos-geleakt-wurden
Sicher im Internet – Tipps für Eltern und Kinder (ausführliche Linkssammlung):
https://www.bildungsserver.de/Sicherheit-im-Internet-3268-de.html
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Sicher Surfen: Schutz für Kinder im Netz (Übersicht mit vielen weiterführenden Links), 15.04.2015:
https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/aktuelles/alle-meldungen/sicher-surfen-schutz-fuer-kinder-im-netz-89786
Internetsicherheit für Kinder – wichtiger Schutz für den Nachwuchs, 10.12.2020:
https://www.computerwissen.de/sicherheit/internet-sicherheit/internetsicherheit-fuer-kinder/
The DoctorRofatnik Archives (56 Seiten, größtenteils bestehend aus Screenshots von Chats zwischen Arnold Castillo alias Jadon Shedletsky, einem Roblox-Entwickler, und seinen minderjährigen Opfern):
https://docs.google.com/document/d/1IBLEag66elaVPs11PimO2t2M0ikCCb67ti_RNYB0MxQ/edit
Webseite mit einem großen Portfolio zur Mediensicherheit, Quizzes für Schüler und Lehrer/Eltern inklusive:
https://www.medien-sicher.de
Ruhenstroth, Miriam: Handy für Kinder einrichten (Android), 01.06.2022:
https://mobilsicher.de/ratgeber/handy-fuer-kinder-einrichten-android
Tipps für ein sicheres Internet für Kinder (Artikel mit weiterführenden Links zum Thema Online-Sicherheit):
https://www.schau-hin.info/tipps-regeln/sicheres-internet-fuer-kinder
Gefahren im Internet für Kinder – 14 Tipps zum Schutz (ausführlicher Artikel mit Arbeitsblättern und praktischen Ansätzen), 02.10.2022:
https://www.schulhomepage.de/schueler/gefahren-im-internet
SPIEGEL TV: Die Tinder-Schwindler: Der Riesenbetrug mit der Liebe, Upload 03.08.2022:
https://www.youtube.com/watch?v=EVWhKPVXSG4.
Wagner, Jenny: Kinder im Internet: Tipps für den richtigen Umgang im Netz (Artikel mit Listen von empfohlenen Kindersuchmaschinen, Apps und Programmen):
https://www.familienleben.ch/kind/digitales-leben/kinder-im-internet-wie-sie-ihr-kind-vor-gefahren-im-netz-schuetzen-familienleben-7392
https://de.wikipedia.org/wiki/Roblox
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Gemeinsam suchen wir ständig nach neuen, aufregenden Themen rund um das Thema Bildung im Kiga, der Schule und zu Hause. Und weil Sie da an der Quelle sitzen, freuen wir uns auf Ihre konstruktiven Rückmeldungen und Anregungen an blog@backwinkel.de
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